Grüne Jobs als Chance für Geflüchtete auf dem Thüringer Arbeitsmarkt
Interview mit Dr. Markus Janser vom IAB
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) forscht zu den Auswirkungen der ökologischen Transformation auf den Arbeitsmarkt. Im Rahmen der Forschung wird der sogenannte „Greening-of-Jobs-Index“ (GOJI) zur Bewertung von Berufsbildern herangezogen. Im Wesentlichen basiert dies auf der Erkenntnis, dass die ökologische Transformation der Arbeitswelt sich nicht nur durch die Schaffung völlig neuer Berufsbilder zeigt, sondern vor allem durch die Veränderung bestehender Berufe.
Wir freuen uns, dass wir Dr. Markus Janser vom IAB für ein Interview zur ökologischen Transformation gewinnen konnten.
BLEIBdran+: Dr. Janser, vielen Dank, dass Sie sich bereit erklären, ihre Erkenntnisse aus der aktuellen IAB-Studie zur ökologischen Transformation des Arbeitsmarktes mit uns zu teilen.
Dr. Markus Janser: Ich freue mich über Ihr Interesse an meiner Arbeit, ich finde ihre Arbeit zur Arbeitsmarktintegration in Thüringen und das BLEIBdran+-Magazin sehr spannend.
BLEIBdran+: Das freut uns zu hören. Können Sie unseren Leser*innen kurz zusammenfassen, was ihre Studie konkret beinhaltet und was mit ökologischer Transformation des Arbeitsmarktes gemeint ist?
Dr. Markus Janser: Damit ist ein fundamentaler Wandel der Gesellschaft und Wirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit gemeint. In meiner Studie zeige ich auf, wie sich Berufsprofile wandeln, neue Qualifikationsanforderungen entstehen und bestimmte Branchen durch Strukturwandel stark betroffen sind.
BLEIBdran+: Woher wissen wir in der Beratung mit Ratsuchenden, welche Berufsfelder nachhaltige Kenntnisse und Fähigkeiten erfordern?
Dr. Markus Janser: Im Berufe-Net bei der Agentur für Arbeit sind mittlerweile 4.000 Berufe in ihren Bezügen zum Klima- und Umweltschutz – also in ihren Green Skills – markiert wurden und die Nutzer*innen des Portals sehen auf einen Blick, inwieweit umwelt- und klimaschutzbezogene Tätigkeiten und Kompetenzen im konkreten Beruf eine Rolle spielen. Gerade für diejenigen, die gezielt nach einer Ausbildung oder Beschäftigung in der grünen Arbeitswelt suchen.
BLEIBdran+: Wo sehen Sie für unsere Zielgruppe Chancen auf dem Arbeitsmarkt im Hinblick auf den ökologischen Wandel?
Dr. Markus Janser: Für Geflüchtete können grüne Jobs attraktive Perspektiven bieten. Einige Länder sind wesentlich besser beim Thema Nachhaltigkeit aufgestellt, ich denke z. B. an Bewässerungssysteme in der Landwirtschaft. Berufsfelder entwickeln sich außerdem rasant weiter und erfordern eine ökologische Anpassung. Das heißt auch, dass sich Arbeitnehmer*innen in ihren Berufsfeldern weiterbilden und -entwickeln müssen. Solche ökologischen Fortbildungen oder Qualifizierungen, mit Fokus auf die Zielgruppe Geflüchtete in Thüringen, können durchaus ein Sprungbrett in den regionalen Arbeitsmarkt sein.
BLEIBdran+: Es gibt tatsächlich auch in Thüringen ein solches Qualifizierungsangebot. Im Moment gibt es über das Netzwerk IQ für Akademiker*innen aus dem naturwissenschaftlichen Bereich ein Angebot, das auf Green Jobs abzielt.
Dr. Markus Janser: Das kann ich mir durchaus vorstellen. Es gibt gut ausgebildete Fachkräfte aus dem Ausland, die zum Beispiel in Öl-Raffinerien gearbeitet haben und ein hohes Maß an speziellem Fachwissen mitbringen. Eine Anpassung zu Themen wie Kreislaufwirtschaft oder Ressourcengewinnung macht hier durchaus Sinn. Ich denke, dass die ökologische Transformation nicht nur akademische Berufsfelder betrifft. Sie bietet besonders im Bauwesen, in der Land- und Forstwirtschaft oder dem Handwerk eine Vielzahl an Perspektiven. Ich denke, dass bereits ein signalisiertes Interesse und die Offenheit für Qualifizierungen für grüne Jobs einen großen Vorteil bei der Arbeitsmarktintegration bieten können.
BLEIBdran+: Zusammenfassend kann man sagen, dass wir um den ökologischen Wandel nicht herumkommen und so früh wie möglich die Chance nutzen sollten, uns auch in Richtung grüne Berufe zu orientieren?
Dr. Markus Janser: Genau, es braucht jedoch Angebote, die die Bedarfe der jeweiligen Region widerspiegeln. In Niedersachsen oder Bremen habe ich andere Rahmenbedingung als in Thüringen. In einzelnen Bundesländern werden solche regionalen Erhebungen bereits durchgeführt.
BLEIBdran+: Vielen Dank für den kurzen Abriss zur Ihrer Arbeit.